Ich betrachte die Farbe schwarz mal von einer anderen Seite – nämlich unsere räumliche Sichtweise und die Streiche, die uns unsere Augen dabei spielen. Dazu passt der Spruch „schwarz ist keine Farbe, schwarz ist ein Zustand“.
Nehmen wir mal an wir wohnen im Gebirge – irgendwo in einem grossen Tal – eingesäumt von hohen alten Bäumen. Der nächste Nachbar ist einige Kilometer von uns entfernt und es dringt bei Nacht kein Lichtschein und kein Laut in unser Tal – Totenstille sozusagen. Es wird Nacht in unserem Tal. Um einen besseren Eindruck von dem nun folgenden zu bekommen haben wir uns eine Papptafel zugeschnitten und diese mit tiefschwarzer matter Lackfarbe bestrichen. Diese nehmen wir nun mit.
Wir treten aus dem hell erleuchteten Haus in die Nacht hinaus und sehen……schwarz. Um dies zu dokumentieren halten wir einfach mal unsere schwarze Tafel dem schwarz der Nacht entgegen. Unsere Augen haben sich vom schnellen Wechsel von Licht auf Dunkelheit noch nicht umgestellt, und wir sehen daher die Tafel so gut wie nicht. Nach wenigen Momenten gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit und das schwarz der Nacht erscheint nun nur noch als dunkelgrau. Wir können Bäume, Büsche und die schmale Strasse erkennen – nur unsere Tafel ist noch schwarz.
Wir werfen einen Blick in den dichtbewölkten Himmel hinauf und der Nieselregen fällt in unser Gesicht. Was sehen wir, wenn wir die Tafel dem Himmel entgegen strecken? Die Tafel ist schwarz, aber der Himmel nicht. Insofern kann der Spruch „es ist tiefschwarze Nacht“ nicht gelten.
Nun machen wir einen kleinen Spaziergang (wer Grufti ist, liebe es ja sehr!) in Richtung des nahegelegenen Waldes. Von Ferne erscheint der Wald pechschwarz, da durch sein Blätterdach kein verstecktes Licht eindringen kann. Verstecktes Licht wäre ja nur dann vorhanden, wenn z.B. der Mond sein Licht dem Wald schenkt. Wenn wir nun die Tafel in Richtung des Waldes halten, erkennt man durchaus, das beide Farben identisch sind. Wir gehen in den Wald hinein und nach kurzer Zeit lichtet sich das schwarz wieder in dunkelgrau. Die Baumstämme sind zwar nur konturhaft zu sehen, aber sind nicht schwarz. Unsere Augen haben sich auch hieran gewöhnt und die Tafel zeigt, das dies der Realität entspricht.
Finden wir nun noch etwas, das schwarz bleibt? Ja, denn in diesem Wald gibt es einen kleinen Teich mit moorigem Untergrund. Schon bei Tageslicht erscheint dieser Teich, wenn man hinein schaut, schwarz. Jetzt bei Nacht verstärkt sich der Effekt auch noch. Würden wir unsere Tafel ins Wasser legen (wenn das Teil aus Pappe ist geht’s ja nicht unter), können wir suchen und im Trüben fischen bis wir es endlich ertastet haben. Sehen würden wir es nicht. DAS IST SCHWARZ.
…..und die Leiche verschwand im schwarzen Sumpf….. wäre dann Realität.
Und weiter geht unser Spaziergang zu einer sehr hohen Felswand. Auch dieser Fels erscheint im ersten Moment schwarz, wird dann aber, je dichter wir kommen, sich in dunkelgraue Fetzen auflösen (nicht der Fels sondern die Farbe). In diesem Fels gibt es eine kleine Höhle. Wir sehen nur ein schwarzes Loch, welches auch schwarz bleibt, wenn wir nahe dran sind. Halten wir unser Tafel dagegen sieht man keinen Unterschied. Das schwarze Höhlenloch bleibt schwarz. Trauen wir uns in die Höhle hinein? Ihr vielleicht ja – ich nicht, denn das ist mir zu schwarz.
Und würde aus dieser Höhle jetzt ein Schwarzbär herauskommen und rumpöbeln, würden wir die Tafel fallen lassen und laufen bis der Arzt kommt. Der Förster, der dann am nächsten Morgen dort herumstreift würde sich tierisch wundern, warum vor der Höhle eine schwarze Tafel liegt…..